Himmlische Längen, höllische Gegensätze

DerStandard.at
Daniel Ender
9 Detzember 2012

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und Paavo Järvi im Wiener Konzerthaus

Wien - Mit den Beethoven-Symphonien machten sie vor ein paar Jahren Furore: Der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen gelang es mit ihrem künstlerischen Leiter Paavo Järvi, Publikum und Presse aufzurütteln und zu einem Gutteil zu begeistern.
Entschlackt, aber klanglich immer fokussiert, packend und zupackend setzten sie damals auf großteils, aber nicht ausschließlich moderne Instrumente sowie auf eine denkbar genaue Beachtung all dessen, was in den Noten steht, ohne es deshalb jemals an Spontaneität fehlen zu lassen. Nun widmen sich die Formation und ihr Chef schwerpunktmäßig einem Projekt mit den Symphonien und Ouvertüren von Robert Schumann, das auch auf CD (beim Label RCA) erscheint.
Im Konzerthaus waren an zwei Tagen Schumanns vier Symphonien zu hören, und schon die Vortragsbezeichnung "Lebhaft", die drei von vier Sätze der Vierten tragen, kam dabei am Samstag so unmittelbar zum Vorschein, wie es nur ganz selten gelingt. Järvi betonte - wie schon bei Beethoven - das Wilde und Schroffe, setzte auf deutliche Querbezüge zwischen den Sätzen und ließ sich Zeit für die ausladenden Formen mit ihren " himmlischen Längen" (Schumann über Schubert, aber auch ihm selbst nicht ganz fremd).
Mit Leichtigkeit und Elan (Intonationstrübungen, die nur einem einzigen Musiker zuzuschreiben waren, bildeten den einzigen Wermutstropfen des Abends) blieben Orchester und Dirigent auch bei der Ersten extremen Gegensätzen auf der Spur und zeigten, dass es bei Schumann hinter der Fassade manchmal ordentlich brodelt. (Daniel Ender, DER STANDARD, 10.12.2012)
http://derstandard.at/1353208641895/Himmlische-Laengen-hoellische-Gegensaetze

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