Französische Poesie bittet zu einem Walzer

Von Rudolf Jöckle
30 Okt 2010
Frankfurter Neue Presse

Eine brillante Vorhut der Moderne beriefen Paavo Järvi und das HR-Sinfonieorchester beim jüngsten Abo-Konzert in der Alten Oper.

Mit von der anregenden Partie waren Ravel mit den «Valses nobles et sentimentales», Prokofjew mit seinem 2. Klavierkonzert und Hindemiths «Sinfonische Metamorphosen über Themen von Carl Maria von Weber», Themen, die mit Ausschnitten aus der «Turandot»-Musik (Ouvertüre und Marsch) zuvor aufs Schönste serviert worden waren. Kurzum, ein konsequentes, gelockertes und deshalb kluges Programm.

Bei Ravels «Valses» wechselten etwa auf unangestrengte Weise Delikatesse und Raffinement und dazwischen auch einmal eine Grobheit. Und im Pendel zwischen Sonorität und intellektueller Strenge kam schließlich auch nicht die französische Poesie und Eleganz zu kurz. Webers «Turandot»-Musik und die Hindemithschen «Metamorphosen» bildeten da das brillante Gegengewicht, herrlich im Farbenglanz der Bläser und schwungvoll in der von Järvi zwingend gelenkten Bewegung.

Den Mittelpunkt bildete Prokofiews 2. Klavierkonzert mit dem noch jungen russischen Pianisten Alexander Melnikow, der für den erkrankten Yefim Bronfman einsprang: Melnikow spielte mit höchst eindrucksvoller Virtuosität, lebendig und souverän im Passagenwerk, bestechend klar im Rhythmus, die Lyrismen sorgfältig differenzierend.

Er wurde ja auch glänzend getragen von Paavo Järvi und dem bestechend reagierenden, farbenreichen HR-Sinfonieorchester. Große Begeisterung im Publikum.


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