Beethoven stammt neuerdings aus Bremen

Von Helmut Peters
Die Welt
08.10.10

Auf die Idee, einen Beethoven-Zyklus zu veranstalten, sind gelegentlich auch schon andere Orchester gekommen. Was die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen aber daraus gemacht hat, ist in der Tat einzigartig, bewundernswert und neu. Auf besondere Weise verbindet dieses selbstbewusste Kammerorchester Einflüsse historischer Aufführungspraxis, die durchaus an Frans Brüggen und sein "Orchester des 18. Jahrhunderts" erinnern, mit einem modernen Orchesterklang.

Zu Recht wurden die Bremer letztes Jahr bei den Salzburger Festspielen oder dem Beethovenfest Bonn dafür bejubelt, zu Recht auch am Mittwoch in der Musikhalle mit der Prometheus-Ouvertüre op. 43, der Dritten und Vierten Sinfonie von Beethoven. Die Bravorufe wollten kaum enden.

Der estnische Dirigent und langjährige künstlerische Leiter unserer Nachbarn an der Weser, Paavo Järvi, würzte schon die niemals abgespielte "Eroica" mit Witz, Kontrasten und Pausen, die einfach mitrissen. Konsequent, energetisch und in keiner Weise pathetisch holte er zu gewaltigen Schlägen und einem ausgewogen hymnischen Finale im Allegro molto aus.

Wie das Orchester auch nicht das kleinste Päuschen vergaß und den hohen, von Järvi gefordertem Tempi in den Scherzo-Sätzen oder dem Allegro vivace zu Beginn der Vierten Sinfonie folgte, war wirklich faszinierend. Perfekt agierten die Holzbläser, erst recht die Solo-Flötistin bei ihrem beeindruckenden, sprunghaften Solo im Allegro molto der "Eroica".

Überraschend gelang auch die Klangqualität beim Streichquartett-Solo dieses Satzes, wo sich der Konzertmeister Daniel Sepec zusätzlich eine kleine Extraverzierung erlaubte. Als bekannte Stimmführerin in der Deutschen Kammerphilharmonie trug auch Tanja Tetzlaff, die Schwester des Geigers Christian Tetzlaff, an diesem Abend ihren Anteil zum großartigen Erfolg des Konzertes bei.



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